Plattendreh
'Soultrane'
von John Coltrane
Letzhin (ca vor 15 Jahren) war ich wieder einmal bei Hubi im Discoverart. Er hatte immer sehr schöne
Platten und weiss über alles bescheid, auch über die aktuelle Jazzvinyl-Wetterlage
in den USA.
Leider hatte ich nicht so viel Zeit, um mich durch alle Platten hindurch zu wühlen.
Für die Neuheiten und die Coltrane-Ecke reichte es aber allemal. In letzerer
habe ich dann die Soultrane-Scheibe entdeckt, die mir bekannt aber auch unbekannt
vorkam. Hubi löste das Rätsel schnell auf. Das Original ist blau (königsperphyralabaster-blau
mit einem Hang zum hellblauen) und diese 2. oder x. Pressung ist orange! Da ich
diese Platte sowieso noch nicht hatte und ich ein impressionierter Coltrane-Fan
bin, wurde der Handel rasch abgeschlossen.
Zum Inhalt brauche ich nichts zu sagen, nur soviel: Das Stück 'Soultrane' ist
gar nicht auf dieser Platte, dafür ist die wunderbare Ballade 'I want to talk
about you' zu hören.
von Seldon Powell
Wie es der Name schon vermuten lässt: diese Platte ist selten. Ich habe sie erst einmal gesehen und konnte gleich zugreifen. Das Sextet besteht aus Seldon Powell (tenor), Jimmy Cleveland (trombone), Freddie Green (guitar), Aaron Bell (bass), "Hac" Hanna (piano) sowie Osie und Gus Johnson (drums). Die Platte wurde von Roost Records 1956 herausgegeben.
Die Crew kreiert einen satten, swingigen Sound der ein bisschen (nur ein bisschen) an "Blue Trane" erinnert. Eingestreut sind immer wieder Balladen, wo Seldon Powell seine stärksten Momente hat. Die Aufnahmen strahlen etwas leichtes heiteres aus und werden durch ein gelungenes Cover ergänzt.
'THE BLUES AND THE ABSTRACT TRUTH'
von Oliver Nelson
Wieder mal hat diese Scheibe den Weg auf meinen Plattenteller gefunden. Erfahrungsgemäss
wird sie sich da wieder einige Tage,
ja vielleicht sogar Wochen, halten.
Die Besetzung ist top: Bill Evans, Freddie Hubbard und ganz schön
Eric Dolphy. Ok, die Besetzung alleine bringts nicht, aber irgendwie
passt da alles zusammen. Dolphy und Nelson ergänzen sich auf ganz wunderbare
Weise.
'Stolen Moments' ist sicher keine Zeitverschwendung, mit 'Hoe-Down'
werden Westerngefühle wach und mit 'Cascades' wird ganz einfach ein Etüde
durchexiziert. Der Rest ist auch nicht ohne Pappe.
Leider hatte Oliver Nelson mit diesem Album bereits alles Pulver verschossen. Oder
kennt jemand etwas vergleichbares von ihm?
Ich bin interessiert.
Übrigens fehlt mir noch eine richtige Originalaufnahme.
von John Surman
Dieses Ding passt nicht auf meinen Plattenteller, ich armer Sünder gebe es ja zu.
Mein CD-Player braucht ja auch mal eine Beschäftigung und mit dieser CD ist er
bestens bedient.
Es ist schwierig, diesen Musikmix zu beschreiben. Es ist eine Mischung aus barockem Gesang, der alleine schon hörenswert ist, und einem jazzigen Baritonsaxsänger.
Das Ganze passt sehr gut zusammen und entzieht sich jeglichem Schmalz.
Ideal für einen besinnlichen Abend.
Ich ziehe diese Aufnahme derjenigen von Jan Garbarek und dem Hillard Ensemble
aus demselben Hause (ECM) bei weitem vor. 'Coruscating', eine Nachfolge-Aufnahme
von John Surman mit einem Streichquartett gefällt mir hingegen weniger bis gar nicht.